5. Séverine: Un banc, une arbre, une rue
1971 in Dublin holte die Französin Séverine den Sieg mit einem grandiosen Chanson, einem sehr emotionalen Vortrag und sehr glitzernden Unterarmen. Das Lied beschäftigt sich mit der unvermeidlichen Vergänglichkeit der Kindheit und erwähnt die titelgebenden Orte Bank, Baum und Straße als Beispiele für Plätze, die einen unweigerlich in die eigene Kindheit zurück versetzen. Séverine hatte später auch noch regelmäßig mit deutschsprachigen Gassenhauern Erfolge, so unter anderem mit dem Gedanken, den Eurovision-Fans morgen Abend ebenfalls hegen werden: Jetzt geht die Party richtig los!
4. The Shadows: Let Me Be The One
Die bereits seit den 50er Jahren als Band von Cliff Richard agierenden Shadows hatten sich spätestens mit dem Überhit Apache 1960 auch als Instrumentalgruppe unsterblich gemacht. 1975 beim Eurovision Song Contest bewiesen die Herren, dass es auch mit Gesang klappen kann: "Let Me Be The One" könnte auch eine McCartney-Komposition sein und erinnert vor allem (aber nicht nur) im Arrangement des Hintergrundgesangs an den Sound der mittleren Beatles. Hervorragend und übercool auch, wie sich Sänger Bruce Welch nach nur wenigen Sekunden versingt, dies aber nicht überspielt, sondern mit dem deutlich hörbaren Kommentar "I Knew It!" quittiert. Die ersten 45 Sekunden des Videos (wahnsinnig origineller Regieeinfall: Jeder Act des Abends musste sich selbst malen) kann man dafür getrost überspringen.
3. Dschinghis Khan: Dschinghis Khan
"Dschinghis Khan", komponiert und als Band erfunden von Ralph Siegel, vertrat
Deutschland 1979 beim Eurovision Song Contest in Jerusalem. Die
Tatsache, dass gerade der deutsche Beitrag ausgerechnet beim Wettbewerb
in Israel die stimmungsvolle Textzeile "Sie trugen Angst und Schrecken
in jedes Land und weder Blitz noch Donner hielt sie auf" enthielt, mutet
für uns politisch korrekte Gemüter heutzutage allerdings etwas unglücklich an. Doch
dank bunter Kostüme, einer schmuck choreografierten Performance und dem
mitreißenden Beat des schmissigen Songs, der vom ersten "Hu! Ha! Hu!
Ha!" an drei Minuten Vollgas gibt, holte "Dschinghis Khan" den
respektablen vierten Platz beim ESC und belegte im Anschluss mehrere
Wochen lang Platz 1 in der Hitparade. Und Verse wie "Lasst uns Wodka
holen, denn wir sind Mongolen" oder "Er zeugte sieben Kinder in einer
Nacht, über seine Feinde hat er nur gelacht" sind und bleiben einfach
unvergessliche poetische Perlen. Ha! Hu ha hu!
2. Katja Ebstein: Wunder gibt es immer wieder
Bei ihrem ersten von drei ESCs trat Katja Ebstein 1970 mit dem optimistischen
Songtitel "Wunder gibt es immer wieder" an und erreichte mit dem dritten
Platz die bis dato beste deutsche Platzierung im Wettbewerb überhaupt.
Komponiert hatte das Lied ihr damaliger Ehemann Christian Bruhn (dem die
Welt unter anderem auch Roberto Blancos "Ein bisschen Spaß muss sein"
und die Titelmelodie von "Wickie und die starken Männer verdankt).
"Wunder gibt es immer wieder" paart jazzig angehauchte Orgelklänge mit
wohl dosiertem Orchesterbombast sowie Ebsteins strahlend schöner Stimme
und erinnert damit ein wenig an eine etwas bravere, aber sicher nicht
schlechtere Variante von Janis Joplins "Piece of My Heart". Wenn zu
dieser großartigen Stimme dann auch noch wunderbare Haare, ein
hellblaues, gar sehr kurzes Minikleid und meterlange Beine bis zu den
silbernen Stiefeln hinzukommen, lässt sich das Gesamtpaket kaum anders kommentieren als mit einem beherzten "Wunder gibt es immer
wieder".
1. ABBA: Waterloo
Ganz und gar nicht originell ist meine Vergabe des ersten Platzes und 1973 traten vier Musiker unter dem ebenfalls nicht besonders originellen Namen
Björn & Benny, Agnetha & Anni-Frid mit dem Song "Ring Ring" beim
Melodifestivalen, der schwedischen Vorentscheidung zum Eurovision Song
Contest, an und wurden Dritter. Beim zweiten, erfolgreicheren Versuch im
Jahr darauf hieß der Song "Waterloo" und der Name der Gruppe war ABBA.
Das
schwungvolle, ungeheuer eingängige Lied im Glam-Pop-Stil vergleicht sehr effektiv und dramatisch Weltgeschichte und
das private Schicksal eines Beziehungsendes: "At Waterloo Napoleon did
surrender and I have met my destiny in quite a similar way". Nicht nur
der Song stach aus dem sonst zu diesem Zeitpunkt größtenteils immer noch recht braven Schlager-Chanson-Einerlei beim
ESC heraus, auch ABBAs Bühnenkostüme setzten neue Maßstäbe. Björns
sternenförmige Gitarre, die glitzernden Klamotten und die monströsen
Plateaustiefel wurden zu popkulturellen Ikonen. Für die Band war dieser Sieg der Startschuss zu einer
beispiellosen Weltkarriere und auch heute, nach 400 Millionen verkauften
Tonträgern und knapp fünfunddreißig Jahre nach dem Ende von ABBA, kann jeder
die Melodien ihrer großen Hits wie "Mamma Mia" oder "Dancing Queen"
zumindest mitsummen. Doch begonnen hat für ABBA alles 1974 mit
Startnummer 8 beim 19. Eurovision Song Contest in Brighton.
Der beste, schönste und legendärste Auftritt nicht nur in den 70er Jahren, sondern auch insgesamt in 61 Jahren Eurovision Song Contest:
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