Mittwoch, 27. Januar 2016

Top 10 Alben 2015: Platz 5-1

Ohne further ado folgt hier nun endlich die musikalische Crème de la Crème des Vorjahres – Platz 5 bis 1 der meiner unbescheidenen Meinung nach besten Alben des Jahres 2015.

5. Oliver Gottwald: Zurück als Tourist (Februar 2015)

Oliver Gottwalds Debüt als Solokünstler ist enorm ohrwurmiger Indie-Pop mit cleveren Texten, erinnert damit natürlich an Anajo und das ist durchaus auch gut so. Mit der Unterstützung seiner neuen Band scheint der Sound jedoch gleichzeitig noch etwas konziser, dennoch variabler und damit womöglich erwachsener geworden zu sein. So wartet der Rezessionshit "Alles muss raus" mit Sixties-Harmoniegesang auf und "Alter Ego", das bei Indie-Disco-Abenden dieser Republik zahllose Studenten ins Schwitzen bringen sollte, glänzt mit maximoparkesker Zackigkeit und zwingt Gliedmaßen förmlich in Bewegung - ein Highlight des Albums. Als solches muss auch "Freunde fürs Leben" gelten, feinster Mittwippgitarrenpop mit doppelbödigem Text, denn düster und abgründig halten einen diese Freunde fürs Leben hier "umzäunt und umzingelt, fest umklammert".

Beste Songs: Freunde fürs Leben und Alter Ego




4. Muse: Drones (Juni 2015)

Ein Konzeptalbum über einen gehirngewaschenen und schließlich geläuterten Soldaten sowie den Drohnenkrieg an sich - darunter machen es Matthew Bellamy und Konsorten einfach nicht mehr. Textlich ist das so bierernst und überzogen, dass Pink Floyds "The Wall" vergleichsweise spielerisch daherkommt, jedoch sind die Songs von derart mitreißend epischer Größe, dass sich darüber größtenteils hinweg sehen lässt. Musikalisch auf den kleinsten Nenner gebracht könnte man "Drones" nach dem symphonischen "Resistance" und dem elektronischen "2nd Law" als Rückkehr zu Muse' rockigen Wurzeln bezeichnen. Auf Rockbrettern wie "Reapers" und "The Handler" gniedelt Bellamy begnadet wie lange nicht auf seiner Gitarre und "Defactors" hätte Brian May sicherlich gerne auch mit seinem Kumpel Freddie gespielt. Auf die Spitze getrieben werden Genie und Größenwahn mit dem Zehnminüter "The Globalist" der beginnend mit einem Morricone-Harmonika-Intro über ein Gitarrengewitter in einer schwelgerischen Pianoballade mündet.

Beste Songs: The Handler und The Globalist




3. Sufjan Stevens: Carrie & Lowell (März 2015)

Nach "The Age of Adz", seinem eklektizistischem Bombast-Epos voller Fiepen, Scheppern und Gefrickel von 2010 veröffentlichte Tausendsassa Sufjan Stevens noch rasch 58 Weihnachtssongs und ein Elektro-Hip-Hop-Album, bevor er im März 2015 mit dem intimen und reduzierten Sound von "Carrie & Lowell" zu überraschen und zu begeistern wusste. Nahezu ohne Percussion, größtenteils nur von akustischen Gitarren begleitet, erzählen Stevens sanft bis verhuscht vorgetragenen Songs von seinem Stiefvater Lowell, seiner depressiven, 2012 verstorenen Mutter Carrie und dabei trotz der ultrapersönlichen Thematik auch immer von universellen Aspekten von Vergangenheitsbewältigung, Trauer und Familie. 

Beste Songs: All of Me Wants All of You und I Should Have Known Better




2. Blur: The Magic Whip (April 2015)

Woohoo! 16 lange Jahre nach der Krautrockmagie von 13 legten Blur tatsächlich ein neues Album vor. Anno 2013 waren Damon Albarn, Graham Coxon, Alex James und Dave Rowntree wegen eines abgesagten Festivals für einige Tage in Hongkong gestrandet und nutzten die Gelegenheit dazu, im Studio ein wenig Musik zu machen. Coxon, der Monate später erneut an den Demos tüftelte und die Kollegen davon überzeugte, dass das ganze Potenzial hat, ist es zu verdanken, dass "The Magic Whip", dieser Spaziergang durch die Blurschen Klangwelten mit leicht asiatischem Einschlag in den Themen und manchen Sound,s tatsächlich veröffentlicht wurde. Ohne sich je selbst zu kopieren, gelingt Blur hier eine abwechslungsreiche und doch stimmige Rezeptur von Songs, die aus allen Phasen ihrer Bandgeschichte stammen könnten, verfeinert mit einer Prise Gorillaz, einer Messerspitze The Good, The Bad & The Queen und einem Schuss Damon Albarn solo. 

Beste Songs: Pyongyang und Lonesome Street



Lonesome Street von Blur auf tape.tv.




1. Chvrches: Every Open Eye (September 2015)

Mit ihrem Zweitwerk, einer konsequenten Weiterentwicklung des eigenen Klangs ohne sich dabei neu erfinden zu wollen, gelingt dem schottischen Elektro-Pop-Trio Chvrches ein atemberaubendes All-Killer-No-Filler-Album. Rauschhaft monumentale Synthie-Hymnen mit wilden Loops und explosiven Refrains, die von Sängerin Lauren Mayberrys glockenheller, mädchenhafter Stimme mitreißend vorgetragen werden, dominieren den Sound von "Every Open Eye". Aufgrund der Dominanz der großen Ohrwürmer wie der Trennungshymne "Leave a Trace" oder dem Von-0-auf-100-Opener "Never Ending Circles" übersieht man zunächst leicht, dass Chvrches auch die etwas leiseren Töne durchaus beherrschen, wie im nachdenklichen, leicht autotune-infizierten "Downside of Me", dem von Keyboarder Martin Doherty verhuscht vorgetragenen "High Enough to Carry You Over" und der sphärischen Abschlussballade "Afterglow" zu hören ist. Der beste Song des Albums und der beste Song des Jahres ist jedoch das sich atemberaubend steigernde "Clearest Blue", dessen wummernde Beats und flirrende Synthies unerbittlich einem energiegeladenen, furiosen Höhepunkt entgegen treiben, an dem eine zum albernen Herumhüpfen nahezu zwingende, furiose Keybordfigur an Depeche Modes "Just Can't Get Enough" erinnert. Adrenalin und Endorphin pur.

Beste Songs: Leave a Trace und Clearest Blue








Samstag, 23. Januar 2016

Top 10 Alben 2015: Platz 10-6

Obwohl auf dem Plattenteller noch ganz klar Ziggy Stardust zur Trauerarbeit beiträgt und Aladdin Sane aus den Kopfhörern schallt, präsentiert adlerkuss heute die besten Musikalben des Jahres 2015. Auch wenn wegen Spotify, Prime Music und Konsorten die Verkaufszahlen von Alben sowohl in physischer als auch in digitaler Form steil nach unten gehen (die Schallplatte als Craft Beer unter den Musikformaten ist hier mit 12 Millionen verkauften meist schwarzen Scheiben im Vorjahr allein in den USA - und damit 30% mehr als 2014 als es auch schon 50% mehr als 2013 waren -  ein herrlich sympathischer, dem Zeitgeist widersprechender Ausnahmefall) ist aus kreativer Sicht die Liedersammlung eines Künstlers im Albumformat nach wie vor prächtig lebendig.

10. Grimes: Art Angels (November 2015)

Claire Boucher, deren genresprengendes, visionäres "Visions" anno 2012 mit dem Song Genesis mit die perfektesten Pop-Minuten des Jahrzehnts enthalten hatte, bleibt auch auf dem neuen Album "Art Angels" unberechenbar vielseitig, hektisch, überkandidelt und mit einem ungeheuren Talent für Melodie und Beat.  Die absoluten Highlights der durchaus auch anstrengenden Platte sind "Belly of the Beat", ein Zaubermix aus Akustikgitarre, Drumcomputer und High-Pitch-Frauenchor und  "Venus Fly" mit der großartigen Janelle Monaé  der fantastischste Gwen-Stefani-Song, den Gwen Stefani nie gesungen hat.

Beste Songs: Belly of the Beat und Venus Fly



Grimes (feat. Janelle Monáe) - Venus Fly from konrad komrade on Vimeo.




9. Ryan Adams: 1989 (September 2015)

Alternative-Country-Folk-Rocker Ryan Adams (= nicht der von "Summer of ´69") überraschte 2015 zunächst mit der Ankündigung, Taylor Swifts Album 1989 in voller Länge zu covern und schließlich noch viel mehr damit, wie überaus gelungen dieses Album geworden ist.  Ryan Adams gießt die swiftsche Popperfektion abwechselnd in schmissigen Countryrock (der hin und wieder auch an Springsteens E-Street-Band erinnert) sowie hauchzarte akustische Balladen und hat spürbar Spaß dabei. 

Beste Songs: Welcome to New York und Blank Space




8. FFS: FFS (Juni 2015)

Franz Ferdinand und Sparks bilden als FFS eine gut gelaunte, wie für einander geschaffene Supergroup, die in den besten Momenten ihres Albums die theatralische Exaltiertheit der amerikanischen Art-Pop-Veteranen mit dem zackig-groovigen Indierock der Schampus-mit-Lachsfisch-Genießer aus Glasgow zu unverschämt eingängigen Songs zu kombinieren weiß. Ron Maels Falsett und Alex Kapranos baritoneske Stimme harmonieren bestens und auch die augenzwinkernden Texte sind äußerst unterhaltsam, sodass FFS durchaus mehr als "borderline attractive from afar" ist, wie es in einer Zeile des Openers "Johnny Delusional" heißt.

Beste Songs: Collaborations Don't Work und Johnny Delusional



FFS - Johnny Delusional from AB/CD/CD on Vimeo.


7. Belle and Sebastian: Girls in Peacetime Want to Dance (Januar 2015)

"Be popular, play pop and you will win my love" rät die "Everlasting Muse" im gleichnamigen Song auf dem neunten Studioalbum der schottischen Indie-Pop-Heroen von Belle and Sebastian und man kann dieser Zeile durchaus eine gewisse Programmatik des Albums entnehmen. Unerschrocken erweitern Stuart Murdoch und seine Mitstreiter den Sound der Band um an die Pet Shop Boys ("Enter Sylvia Plath") und leider auch ein bisschen an eine Kollaboration mit den Flippers ("Play For Today") erinnernden Euro-Dance-Pop. Ungeachtet der etwas holprigen, stilistischen Vielfalt des Albums schütteln die Schotten natürlich nach wie vor herrliche Popperlen aus den Ärmeln, allen voran den Mitwipphit "Nobody's Empire" und den bassigen Groove von "The Everlasting Muse" mit seinem herrlichen Walzer im Refrain.

Beste Songs: The Everlasting Muse und Nobody's Empire



Belle & Sebastian 'Nobody's Empire' from AR CP on Vimeo.


6. Tocotronic: Tocotronic (Das rote Album) (Mai 2015)

Auf ihrem elften Album widmen sich Tocotronic ganz direkt, unverblümt und unpolitisch den Zaubern der Liebe und der Jugend. Der gesanglich inzwischen tatsächlich recht starke Dirk von Lowtzow croont herrliche Texte im Spannungsverhältnis von Ironie und Kitsch, wie zum Beispiel: "Ich will keine Punkte sammeln, gib mir nur ein neues Leben. Ich will keine Treueherzen, kannst du mir Liebe geben?" Auch musikalisch geht es locker und flockig zu, von ferne grüßen die Smiths und die Stranglers und wir freuen uns über die wohl beste Tocotronic-Songkollektion seit dem ebenfalls selbstbetitelten, seinerzeit schneeweißen Album von 2002.

Beste Songs: Rebel Boy und Die Erwachsenen




Dienstag, 12. Januar 2016

Gone but not forgotten: 5 großartige Songs von David Bowie abseits der Greatest Hits

Der am 8. Januar 1947 als David Robert Jones (angeblich) in London geborene David Bowie, der ja eigentlich nie wirklich von dieser Welt war, ist am gestrigen Sonntag nur wenige Tage nach seinem 69. Geburtstag von uns gegangen. Zu Ehren eines der wohl größten, kreativsten und vielseitigsten Musikers aller Zeiten hier 5 großartige Songs von David Bowie, die allesamt nicht auf einer der zahlreich vorhandenen Greatest-Hits-Sammlungen vertreten sind.





Memory of a Free Festival (aus dem Album "David Bowie" von 1969)

Bowies lyrisch wunderbar verklärte Erinnerung an ein Musikfestival aus dem Sommer 1969 atmet den Geist der Hippie-Ära. Musikalisch dominiert hier vor allem die leicht verstimmt wirkende Orgel, die die quasireligiöse Feierlichkeit des Textes ("It was God's land / It was ragged and naive / It was Heaven") nur noch unterstreicht. Nachdem der Song kurz psychedelische Auflösungserscheinungen zeigt, kulminiert er schließlich in einer euphorisierenden, hymnisch-episch-mantrahaften Coda: "Sun Machine is coming down and we're gonna have a party". Überwältigend abgefahren.



Always Crashing In the Same Car (aus dem Album "Low" von 1977)

Basierend auf der Geschichte, dass Bowie wohl das Auto eines Dealers, der ihn womöglich übers Ohr gehauen hat, mit dem eigenen Auto wieder und wieder rammte, raunt und flüstert der Meister auf dem "rockigsten" Songtrip des Albums cool und sexy und fatalistisch wie selten darüber, dass man immer wieder dieselben Fehler macht. Der wahre Star ist hier jedoch die instrumentale Begleitung: Gitarre und Synthie wabern und grooven und steigern sich bis zu einem fantastisch zeitlosen Gitarrensolo.



After All (aus dem Album "The Man Who Sold The World" von 1970)

Der faszinierende und ziemlich verstörende Gothic-Walzer After All" thematisiert im Text Ideen von Nietzsche und Aleister Crowley, weist ein surreal alptraumhaftes Zirkuszwischenspiel auf und nimmt nebenbei das Dark-Wave-Genre à la Siouxsie and the Banshees oder The Cure vorweg.



Quicksand (aus dem Album "Hunky Dory" von 1971)

Der Text der verträumten Akustikballade mit rockenden Ansätzen ist so metaphysisch abgehoben, dass man sich am besten gleich auf die wunderbare Melodie und die mit Streichern verfeinerte Instrumentierung konzentriert.  Herrlich ist dann auch Bowie's Emphase während des von schwelgerischen Streichern und Klavierklimpern umspielten fatalistischen Refrains: "Don't believe in yourself / Don't deceive with belief / Knowledge comes with death's release".



Lazarus (aus dem Album "Blackstar" von 2016)

Ähnlich wie "Hurt" bei Johnny Cash (oder, wieso auch nicht, "Out of the Dark" bei Falco) wird die Vorabsingle zu David Bowies letztem Album, das erst am Freitag veröffentlicht worden war, für alle Zeit als sein Schwanengesang im Angesicht des Todes rezipiert werden - und bei einer ersten Zeile wie "Look Up Here, I'm in Heaven" kann man durchaus davon ausgehen, dass das auch so intendiert ist . Und wahrlich ist der  mit bedrohlich dröhnenden Hörnern instrumentierte, düstere Jazzrock-Song ein absolutes Highlight in Bowies Spätwerk. Wunderschön und sicher nicht nur heute aber auch sehr die Kehle zuschnürend.



David, oh you pretty thing - check ignition and may God's love be with you.

Mittwoch, 6. Januar 2016

Top 10 Lieder 2015: Platz 5-1

Kommen wir nun zu adlerkuss' Privathitparadenstürmern und absoluten Gehörgangsschmeichlern aus dem Vorjahr. Hier sind die besten 5 Songs 2015 (die nicht auf einem der 10 besten Alben 2015 erschienen sind)!

5. Dawes: All Your Favorite Bands

Der kalifornischen Folkrockband Dawes gelang mit dem Titeltrack ihres vierten Albums die wohl schönste Lagerfeuerballade des Jahres. Untermalt mit einem an Loudon Wainwright's "One Man Guy" erinnernden bittersüßen Sound enthät der Songtext einen der hezerwämendsten guten Wünsche, die man einem geliebten Menschen als Musikfreund bei der Trennung auf den Weg geben kann: "May all you favorite bands stay together".




4. ItaLove: Too Late to Cry

"Too Late to Cry" ist herrlich exaltierter Synthiepop aus Schweden mit leichten Italo-Disco-Anleihen, der klingt als ob ihn die frühen Depeche Mode oder eher deren deutsche Variante Camouflage in einem römischen Gay-Club mit Al Bano und Romina Power geschrieben hätten. Nach dem Ende des Songs könnte es dem geneigten Hörer bis zur Betätigung des Replay-Buttons womöglich ähnlich gehen wie auch dem Sprecher im Refrain des Liedes: "The Music has stopped but I want to dance!"




3. Fauve: Les Hautes Lumières

Das schönste Liebeslied des Jahres kommt aus Frankreich. Im selbst wenn man kein Wort verstehen sollte durch seine mit Streichern verfeinerte unwiderstehliche Melodie im Refrain ergreifenden "Les Hautes Lumières" erzählt das Sprechgesang-Kollektiv Fauve aus Paris rhythmisch brillant und in poetischen Bildern  von der Kraft der Liebe. Dem Titel entsprechend ein definitives "Highlight" des Musikjahres.


FAUVE ≠ LES HAUTES LUMIÈRES von tumblrbook


2. Radiohead: Spectre

Radiohead waren anno 2014 tatsächlich gebeten worden, den Titelsong für James Bonds neuestes Filmabenteuer zu schreiben. Wie wir wissen, ist daraus nichts geworden, als Weihnachtsgeschenk postete die Band das überaus gelungene Ergebnis der Bemühungen jedoch vor knapp zwei Wochen auf Soundcloud. Radioheads Spectre erinnert mit seinem vertrackt verschleppten Rhythmus an ihren "Pyramid Song" vom Album Kid A aus dem Jahr 2000 und bietet zusätzlich Thom Yorkes warmes Falsett, Gänsehaut fördernde Streicher und auch die nahezu essentielle Bondsongzutat des Bläsersatzes.



1. Isolation Berlin: Isolation Berlin

Der beste Song des Jahres, der nicht auf einem der besten zehn Alben des Jahres erschienen war, ist Isolation Berlin von der gleichnamigen Band, deren Debütalbum für den 19. Februar angekündigt ist. Das Quartett um Sänger Tobias Bamborschke, dessen Stimme und Duktus mal an den großen Rio Reiser, mal an Andreas Spechtl von Ja, Panik erinnern, porträtiert die Einsamkeit in der Großstadt als intensiv kühle und doch pathetisch leidenschaftliche, den Hörer bei der Gurgel packende Ballade (durchaus vergleichbar mit Ja, Paniks Opus Magnum DMD KIU LIDT), die zum Ende hin in herrlichem Schönlärm mit Feedbackinferno à la Sonic Youth kulminiert.






Dienstag, 5. Januar 2016

Top 10 Lieder 2015: Platz 10-6

So, 2015 hätten wir auch wieder rum. Höchste Zeit für einen Rückblick auf die Dinge des Jahres, die wirklich wichtig waren: Songs und Filme. Sowohl die musikalischen als auch die cineastischen Highlights des zurückliegenden Jahres werden hier bei adlerkuss heute und in den nächsten Tagen nochmal in ungeheuer subjektiven Top-10-Listen vorgestellt . Los geht es mit den besten Liedern des Vorjahrs, ausgewählt sind die Songs jedoch wieder mit dem Vorbehalt, keine Lieder zu verwenden, die auf einem der meiner bescheidenen Meinung nach zehn besten Alben des Jahres zu finden sind. Mithilfe dieser nerdigen Spielregel ist es deutlich leichter, versteckte Perlen und Einzelveröffentlichungen zu ihrer wohlverdienten Erwähnung kommen zu lassen. Hier nun also Platz 10-6 der besten Songs des Jahres, die nicht gleichzeitig auf einem der zehn besten Alben des Jahres 2015 enthalten sind:

10.  Miley Cyrus – Karen Don't Be Sad

Abrissbirnensitzerin Miley hat im Herbst an ihrer Plattenfirma vorbei zusammen mit den Flaming Lips und anderen Gästen das überlange Album "& Her Dead Petz" auf Soundcloud veröffentlicht. Ebenso wie Frau Cyrus überhaupt oszilliert auch die epische 23-Track-Liedersammlung zwischen sympathischer Ich-mach-was-ich-will-Attitüde und anstrengendem Was-bin-ich-nicht provokativ-Gepose. Zwischen seltsamen Experimenten und unausgegorenen Songskizzen verbergen sich jedoch einige Songperlen, allen voran Miley's pychedelisch trippige Hey-Jude-Variante "Karen Don't Be Sad", die herzergeifend hymnisch und versponnen zugleich an das wohl beste Flaming-Lips-Lied "Do You Realize?" erinnert.



Hier die Studioversion.


9. Rose McGowan - RM 486

RM 486 beginnt als düsteres Pianogeflüster, fast so als würde Kylie Minogue den Soundtrack zu Twin Peaks singen, steigert sich jedoch sukzessive zu einem gar tanzbaren Elektropophauch. Einen feinen Sound hat Schaupielerin und Charmed-Hexe Rose McGowan da gezaubert...




8. Rihanna, Kanye West & Paul McCartney - FourFiveSeconds

Einen reduzierten, nahezu akustischen Folk-Pop-Song wie diesen hatte man von einer Kollaboration von Yeezus und dem Only Girl in the World sicher nicht erwartet und doch darf Rihanna hier stimmlich auf der Höhe wie selten gänzlich unverzerrt glänzen, Ye steuert etwas ungelenk ein paar nicht gerappte, sondern gesungene Zeilen bei und kein geringerer als Sir Paul persönlich zupft im Hintergrund die Gitarre. Einfach und einfach gut - das macht sogar für mehr als vier oder fünf Sekunden gute Laune.




7. Seiler & Speer: Ham kummst

Der trotz Wanda und Bilderbuch schönste österreichische Popsong des Jahres stammt von Seiler & Speer, denen im modernen Soul-Pop-Gewand eine augenzwinkernde, an den EAV-Klassiker "Morgen" erinnernde Ballade über einen Säufer mit gelinde gesagt unzufriedener Ehefrau gelingt. Urleiwand!




6. Carly Rae Jepsen: Running Away With Me

Die poptastischste Nummer des Jahres stammt von Carly Rae Jepsen. Mit 80s-Groove, einem irren Dudelsack-Horn-Trumpeten-Intro bzw. -Loop und einem insgesamten Sound zwischen M83 und Taylor Swifts 1989 stürmt CRJ aus Kanada sowohl Dancefloors als auch Herzen.



Die Plätze 5 bis 1 folgen dann morgen!