Montag, 28. Juli 2014

And now for something completely different: Monty Pythons allerletzte Show im Stream und im TV!

Die verbliebenen Mitglieder der legendären Komikertruppe Monty Python haben, wie der eine oder andere (ebenso wie Mick Jagger auch) mitbekommen haben dürfte, 32 Jahre nachdem sie zuletzt gemeinsam auf der Bühne gestanden hatten, in diesem Monat zehn ausverkaufte Shows in London gespielt. Die Auftritte unter dem herrlich makabren Titel "One Down, Five to Go!" waren die (zumindest vermutlich) letzten gemeinsamen Performances der Herren Cleese, Gilliam, Idle, Jones und Palin und die allerallerletzte Show vom vergangenen Sonntag gibt es bei arte concerts in voller Länge im Stream zu sehen.

Ich alter Zweifler hatte ja gerade angesichts neuerer Unlustigkeiten wie dem Spamalot-Musical (frei nach "Ritter der Kokosnuss") und dem Not-the-Messiah-Oratorium (frei nach "Das Leben des Brian") und auch angesichts des fortgeschrittenen Alters der Herren gewisse Bedenken, die sich aber als nahezu unbegründet erwiesen haben. Zwar gönnt sich Eric Idle (der hier auch Regisseur und sowieso Antreiber des Projekts war) den einen oder anderen unnötigen beziehungsweise unnötig in die Länge gezogenen Musicalmoment, dies wird jedoch durch die sehr feine Sketchauswahl, sowie ungeheure Spielfreude der alten Herren an ihrem letzten Arbeitstag mehr als ausgeglichen. Diese wunderbar skurrilen, aberwitzigen und spätestens zu Ende selbstverständlich auch nostalgischen zweieinviertel Stunden samt totem Papagei, Spam, knusprigem Frosch, Spam, der spanischen Inquisition (mit der ich nicht gleich gerechnet hätte) und Spam sollte wirklich keiner verpasst haben!

Für die Liebhaber der klassischeren Flimmerkiste: Am kommenden Montag läuft eine untertitelte und gekürzte Fassung der Show um 21:30 Uhr bei arte im Fernsehen.

Und wenn die Show hier Lust auf mehr macht: arte concerts bietet hier auch die ersten beiden Staffeln der (wie sie es etwas abstrus nennen) "mythischen Serie" Monty Python's Flying Circus im Stream.


Dojos warme Platten: Neil Young - A Letter Home


Johnny Cash setzte sich mit seinen American Recordings ein gigantisches Denkmal. Auch andere Folkgrößen wie Neil Diamond griffen das erfolgreiche Konzept schnell auf: Bald waren diverse Alben mit schwermütigen Songs aus dem Lebensabend auf dem Markt. Spätestens als sich auch der Country-Clochard Gunter Gabriel an renommiertem Liedmaterial, beispielsweise "Creep" von Radiohead, vergriff, galt das Konzept als begraben. Neil Young hat es nun auf eindrucksvolle Weise wiederbelebt.

Auf "A Letter Home" geht der 69-Jährige einen Schritt weiter als seine Kollegen. Auch bei Young ist das Album von der Auseinandersetzung mit dem Tod geprägt, den scheinbar dazugehörigen Pathos weiß er aber geschickt zu vermeiden. So beginnt der Release mit einem Anruf an seine verstorbene Mutter. Young berichtet ihr von der Wettervorhersage und empfiehlt ihr, wieder mit seinem Vater zu sprechen. Dass dies eher rührend als skurril gerät, liegt auch an Produzent Jack White. Für die Box, die es erlaubt mit den Toten zu sprechen, zeichnet er ebenso verantwortlich wie für den Sound, der ein bisschen wie ein Grammophon hinter einer Holzwand klingt.

Den Tracks nimmt das keineswegs die Intensität. Das Bob Dylan Cover "Girl from the North Country" schält sich wuchtig und anarchisch aus der knisternden Atmosphäre. Mehr Aufruhr hat auch der junge Dylan nicht aus dem Stück herausgeholt. Bei Bert Jensch's "Needle of Death" zeigt sich, dass Youngs Stimme klar genug ist, um sich über eine ganze Wand aus Störgeräuschen zu heben. Dem unter tragischen Umständen verstorbenen Songwriter Tim Hardin lässt Young mit einer verspielten Version von "Reason to Believe" ebenso Würdigung zukommen wie Willie Nelson, dessen "On the Road again" ein bisschen wie aus einem Saloon kurz nach einer Schießerei klingt. Gordon Lightfoots "If you could read my Mind" interpretiert Young schnörkellos. Bruce Springsteen bekommt mit einer so ruppigen wie virtuosen Version von "My Hometown" den Ritterschlag.

Auf "A Letter Home" geht Neil Young zurück zu seinen Ursprüngen. Dass es für ihn damit erledigt ist, müssen wir nicht befürchten. Aus dem Telefonat mit seiner Mutter erfahren wir glücklicherweise dass es noch eine Weile dauert, bis er zu ihr kommt, denn: "I still have a lot of work to do here."