Donnerstag, 30. Januar 2014

Top 10 Alben 2013: Platz 5-1

Nun doch schon ein ganzes Weilchen nach Platz 10-6 folgt hier nun endlich die musikalische Crème de la Crème des Vorjahres – Platz 5 bis 1 der besten Alben des Jahres 2013.

5. Beady Eye - BE (Juni 2013)

Beim zweiten Album der britischen Band Beady Eye, saß Dave Sitek an den Soundreglern, seines Zeichens Mitglied der Indie-Psych-Rocker von TV On The Radio und Produzent von unter anderem den Yeah Yeah Yeahs. Und das ist gut so: Siteks Einfluss auf die Klanglandschaften auf BE  sorgt für eine sehr interessante, zeitgemäße und erfrischende Note zum traditionell ja eher in den 1960ern hängengebliebenen Songwriting der Band. Außerdem klang Liam Gallaghers Stimme seit "Some Might Say" anno 1995 nie mehr so toll wie auf diesem Album und das sowohl in den rotzigen, wie in den zarten Passagen.

Bestes Lied: Start Anew (Track 11)



4.  The National – Trouble Will Find Me (Mai 2013)

Mit der majästetischen Eleganz des Vorgängeralbums "High Violet" toppten The National 2010 so manche Bestenliste (auch die bei adlerkuss) und "Trouble Will Find Me" stellt zwar nicht eine Weiterentwicklung, jedoch eine Verfeinerung des typischen Sounds der Band mit flirrenden Gitarren, cleveren Rhythmen, feinen Arrangements und Matt Berningers berührender Baritonstimme. Wenn man das so sagen möchte: Stagnation auf höchstem Niveau. 

Bestes Lied: Demons (Track 2)



 
3. Foxygen – We Are the 21st Century Ambassadors of Peace & Magic (Januar 2013)

 Das kalifornische Duo Foxygen liefert auf seinem herrlich selbstvewusst betitelten Album eine trippig-psychedelische Hommage an die Musik der späten Sechziger Jahre. Bei "No Destruction" zwinkert Lou Reed Bob Dylan zu, "Oh Yeah" würde Ziggy Stardust den gleichnamigen Song kommentieren und "On Blue Mountains" kann man vielleicht sogar bis zur Diamanten-Lucy in den Himmel sehen. Trotz des Retrosounds ist das Album dank augenzwinkernder Texte und großartiger Popmelodien stets originell und ein großes Vergnügen.

Bestes Lied: San Francisco (Track 4)




2. Arcade Fire: Reflektor (Oktober 2013)

Meine eigene drei Jahre zurückliegende Einschätzung von Arcade Fires vorhergehendem Album "The Suburbs" gilt leicht adaptiert auch für das neue Meisterwerk "Reflektor": Das heiß ersehnte vierte Album der kanadischen Indiegötter konnte die wahnwitzig hohen Erwartungen tatsächlich erfüllen. Auf dem trotz 75 Minuten Spieldauer nie langweiligen, spielerischen Doppelalbum wird der bekannte dichte Rocksound der Band durch elektronische Elemente und haitianische Rhythmen zu einem atemberaubenden Resultat aufgemischt, das zum Staunen, Tanzen und ob der Grandeur ehrfurchtsvollen Tränenverdrücken einlädt.

Bestes Lied: Awful Sound (Oh Eurydice) (Track 9)



(Die stimmige Videountermalung ist übrigens ein Ausschnitt aus dem wunderbaren und sehr sehenswerten Film "Orfeo Negro" aus dem Jahr 1959, den man sich hier in voller Länge zu Gemüte führen kann.)


1. Nick Cave  The Bad Seeds: Push The Sky Away (Februar 2013)

Das beste Album des Jahres 2013 ist das 15. (!) Studioalbum von Nick Cave & The Bad Seeds. Nachdem Cave mit dem Nebenprojekt Grinderman und dem letzten Bad-Seeds-Album "Dig, Lazarus, Dig" ordentlich den Schweinerock zelebriert hatte, herrscht hier nun aussschließlich eine reduzierte, ja karge aber umso intensivere Klanglandschaft vor, die von Multiinstrumentalist Warren Ellis gezaubert wird. Ein leises Schwirren der Streicher hier, ein sanft tupfendes Piano da, manchmal dürfen auch Gitarre, Bass und Schlagzeug flirrend untermalen, oftmals erfolgt ist die instrumentale Begleitung geloopt. Ganz im Mittelpunkt steht hier also die tiefe, getragene, immer bedeutungsschwere und berührende Stimme von Nick Cave, der hier im Vortrag und auch von der lyrischen Qualität der Texte noch mehr als je zuvor an Leonard Cohen erinnert. Obwohl  Nick Cave & The Bad Seeds hier die Albumform wie aus einem Guss zelebrieren, inklusive textlicher Verweise zwischen den Songs, können doch einige Stücke noch hervorgehoben werden: Neben der düsteren, bedrohlichen Ballade "We No Who U R" mit den sanft und behutsam vorgetragenen und darob umso unheimlicheren Zeilen ""We know who you are and we know where you live, and we know there's no need to forgive" stechen auch das sich zu einem mitreißenden Finale steigernde "Jubilee Street" und vor allem der von pulsierenden Ambientklängen getragene Titelsong hervor, dessen zentrale Zeilen den Geist dieses dunklen, abgründigen und wunderschönen Albums perfekt wiedergeben:

And some people say it’s just rock’n roll
Oh, but it gets you right down to your soul
You’ve got to just keep on pushing
Keep on pushing – push the sky away.

Beste Lieder: We No Who U R (Track 1) und Push The Sky Away (Track 9)








Sonntag, 19. Januar 2014

Top 10 Alben 2013: Platz 10-6

Nachdem mit dem besten Liedern der Rückblick auf die Highlights der kurzen Form abgehandelt ist, folgen nun die besten Musikalben des Jahres 2013, denn trotz iTunes, Spotidingsda und Co. ist die Liedersammlung eines Künstlers in Albumform nach wie vor prächtig lebendig.

10. Moby: Innocents (Oktober 2013)

Der Ex-Punk, Ex-Raver und Immer-noch-Ambient-Electro-Klangteppichzauberer Moby überraschte im Herbst mit seinem elften Studioalbum, das sein bestes seit "Play" im letzten Jahrtausend (1999) geworden ist. Anstatt wie so oft auf alte Samples zurückzugreifen, lädt Moby diesmal illustre Gaststars wie Skylar Grey oder Wayne Coyne von den Flaming Lips als Gastsänger ein, um seine Elektro-Gospel-Stücke zu veredeln. Neben der schrammelnd euphorischen Gospelhymne "The Perfect Life" stechen besonders der bissige Trip-Hop-Soul von "Don't Love Me" und das von Moby selbst gesungene, episch melancholische "The Dogs" hervor.

Bestes Lied: The Perfect Life (Track 5)




9. Daft Punk: Random Access Memories

Der absolute Überhit, auf den sich vom Indierocker über den R'nB-Clubbesucher bis zum gemeinen Antenne-Bayern-Hörer 2013 irgendwie alle einigen konnten, war wohl Daft Punks "Get Lucky", in dem es eigentlich ja auch nur darum geht, dass man so lange in einem Club rumzuhängen plant, bis sich noch jemand zum Abschleppen finden lässt. Erfreulicherweise bietet "Random Access Memories" über die Krachersingle hinaus noch diverse Schmankerl, allen voran das ziemlich abgedrehte Space-Disco-Mini-Musical "Touch" und die Giorgio-Moroder-Hommage/Kollaboration "Giorgio by Moroder". Für eher song- als soundorientierte Musikhörer wohl neben "Discovery" das beste Album der französischen Roboter überhaupt.

Bestes Lied: Touch (Track 7)




8. Atoms For Peace: AMOK (Februar 2013)

Thom Yorke, der Sänger von Radiohead, hatte vor einigen Jahren eine Band zusammengestellt, um sein Soloalbum live aufführen zu können – dabei sind so illustre Namen wie Red-Hot-Chili-Peppers-Bassist Flea oder Radioheadproduzent Nigel Godrich mit von der Partie. Aufgenommen und produziert in den letzten drei Jahren, bietet Atom For Peaces Debütalbum AMOK ein abwechslungsreiches, enorm rhythmisiertes, vielschichtiges, mitunter tanzbares Klangerlebnis, das gleichzeitig organisch und kühl daherkommt oder wie Nigel Godrich es ganz richtig ausdrückt: "a record where you weren't quite sure where the human starts and the machine ends."

Bestes Lied: Ingenue (Track 3)




7. Naked Lunch: All Is Fever (Februar 2013)

"Keep it hardcore, keep it real", gibt Oliver Welter, der Sänger der österreichischen Band Naked Lunch gleich in den ersten Zeilen des ersten Songs programmatisch die Stoßrichtung vor. Und tatsächlich erschaffen die Kärntner Herren um Bassist und Produzent Herwig Mastermik ein fieberhaft hymnisches Album voller majästetisch großer Gesten, Chöre und Streicherarrangements, ohne jedoch je pathetisch oder gar kitschig zu werden, was oft auch der sanften, ja brüchigen Stimme Welters zu verdanken ist. Das ganze erinnert mal an Blur, an die Beach Boys oder an Pink Floyd, bleibt jedoch immer originell und berührend.

Bestes Lied: The Sun (Track 2)




6. Franz Ferdinand: Right Thoughts, Right Words, Right Action

Vier Jahre nach dem mit starken Electroeinschlag versehenen, eher enttäuschenden "Tonight" sind Franz Ferdinand wieder da und haben die Synthesizer und elektronischen Beats weitestgehend zurück gelassen. Und das Resultat ist hervorragend: Die Qualitäten des schottischen Quartetts, nämlich sexy zackige Riffs, eingängige Melodien und clevere bis absurde Texte, strahlen so hell wie seit dem legendären Debüt 2004 nicht mehr. Natürlich wird nicht ganz die All-killer-no-filler-Brillanz jenes Albums erreicht, Tracks wie das an die frühen Killers erinnernde "Stand On The Horizon", der Indiediscokracher "Bullet" oder das fiebrige "Evil Eye" sind aber durchaus superfantastisch. Darauf einen Schampus mit Lachsfisch.

Bestes Lied: Bullet (Track 6)







Samstag, 18. Januar 2014

Top 10 Lieder 2013: Platz 5-1

Kommen wir nun zu adlerkuss' Glanzlichtern, den Dauerrotationskandidaten, ja gar den absoluten Gehörgangsschmeichlern aus dem Vorjahr. Hier sind die besten 5 Songs 2013 (die nicht auf einem der 10 besten Alben 2013 erschienen sind)!

5. Paul McCartney: New

Der Titelsong aus Paul McCartneys 47. postpilzkopfschem Album ist ein fröhlich groovend harmonieseeliger Track, der von Produktionstausendsassa Mark Ronson schick arrangiert wurde und dem Cembalo seltene Prominenz in der Popmusik verschafft. Klingt wie ein gutes Stück von Belle & Sebastian oder, naja, den Beatles. Und was bitte schön will man mehr?




4. David Bowie: Where Are We Now?

Der nächste Senior in dieser Liste veröffentlichte am 8. Januar 2013, seinem 66. Geburtstag, mit "Where Are We Now?" die erste Single aus seinem ersten Album nach 10 Jahren Pause. Nostalgisch reminisziert Bowie in der getragenen Ballade seine Zeit in Berlin in den 70ern zwischen Potsdamer Platz, Nürnberger Straße und Börsenbrücke, verhandelt aber nebenbei auch noch seine eigene Sterblichkeit. "Where Are Now?" ist ein fragiles und sehr berührendes Stück Musik und spätestens das majestätisch marschierende Schlagzeug und die beschwörenden letzten Zeilen machen Gänsehaut: "As long as there's fire/ As long as there's me / As long as there's you."


David Bowie -- Where Are We Now? - MyVideo


3.  Robbie Williams: Swings Both Ways

Über Robbie Williams gleichnamiges zweites Swing-Album wurde hier auf adlerkuss ja ausführlicher gesprochen. Der Titelsong, ein herrlich schmissiges Duett im Bigband-Sound mit dem wunderbaren Rufus Wainwright brilliert neben mitreißender Ohrwurmhaftigkeit des Refrains vor allem auch mit dem augenzwinkernd kokettierenden Text. Rufus und Robbie croonen sich hörbar gut gelaunt durch Zeilen wie "happy people don't have sex", "let's get high with some fruit cake" und natürlich "face it Robbie, you're a little bit gay." Ein herrliches Vergnügen.




2. Placebo: Too Many Friends

Ein nicht eben positives Verhältnis zu sozialen Netzwerken offenbaren Placebo in ihrer sehr eingängigen, im positivsten Sinne des Wortes radiotauglichen ersten Single aus ihrem siebten Album "Loud Like Love". Im Refrain des hymnischen Indierocksongs mit fein ansteigender Dynamik erklärt Sänger Brian Molko uns die Facebook-Krux: "I’ve got too many friends / Too many people / That I’ll never meet / That I’ll never be there for". Nicht verpassen sollte man hier auch das Musikvideo, vermutlich der beste Clip des Jahres überhaupt!


Placebo -- Too Many Friends - MyVideo


1.  Emeli Sandé & Rick Smith: Here It Comes

Der Song des Jahres 2013 stammt von Emeli Sandé und und ist eine Kollaboration mit Rick Smith, einer Hälfte des Elektro-Duos Underworld ("shouting lager lager lager") für den Soundtrack zu Danny Boyles cleveren Thriller "Trance" und in eine Trance der Verzückung kann einen auch das Lauschen des Songs bringen. Smith seinerseits hatte als musikalischer Direktor der Eröffnungs- und der Abschlussfeier der Olympischen Spiele 2012 ja bereits seine elektronischen Beats, Sounds und Loops perfekt auf Sandés engelsgleiche Stimme abgestimmt und somit dafür gesorgt, dass Sandés Auftritte dort glänzende Höhepunkte waren und ebendiese Kombination finden wir auch im träumerisch-schwelgerischen "Here It Comes". Vom intimen Beginn, wenn Sandes gehauchter Gesang noch zerbrechlich daherkommt, steigert sich der Song mit Beat, elektronischen Klangteppichen, analogen Trommeln und zuletzt gar Bläsereinsatz zu einem euphorisierenden Hymnus im Breitbildformat.







Donnerstag, 16. Januar 2014

Top 10 Lieder 2013: Platz 10-6

So, höchste Zeit für die Rückblicksaison bei adlerkuss. Wie im Vorjahr kürt adlerkuss auch diesmal im Januar die Songs des letzten Jahres 2013, der eine oder andere erinnert sich vielleicht noch. Ausgewählt sind die Songs jedoch wieder mit dem Vorbehalt, keine Lieder zu verwenden, die auf einem der meiner bescheidenen Meinung nach zehn besten Alben des Jahres zu finden sind. Mithilfe dieser nerdigen Spielregel ist es deutlich leichter, versteckte Perlen und Einzelveröffentlichungen zu ihrer wohlverdienten Erwähnung kommen zu lassen. Hier nun also Platz 10-6 der besten Songs des Jahres, die nicht gleichzeitig auf einem der zehn besten Alben des Jahres 2013 enthalten sind:

10. Albert Hammond jr. - St. Justice

Der Gitarrist der Strokes hat im Oktober 2013 die Solo-EP AHJ veröffentlicht deren Opener "St. Justice" ein mit nervöses groovendem Gitarrenriff ausgestatteter Indiehit ist - und (leider) besser als alles, was die Strokes in den letzten zehn Jahren gemacht haben. Der Sohn des Herren, der uns seinerzeit erklärt hatte, dass es in Südkalifornien nie regnet, sondern höchstens mal tröpfelt, erzählt in Text und Video eine zarte Liebesgeschichte. Sehr toll.





9. Anouk - Birds

Ob der Eurovision Song Contest wirklich der richtige Ort war für einen dramatisch-theatralischen Song, in dem davon die Rede ist, dass Vögel von den Dächern und wie Regentropfen (nicht in Südkalifornien) aus dem Himmel fallen? Sei es drum, Anouk lieferte im Mai für die Niederlande zwar kein ESC-Siegmaterial, aber eine groß orchestrierte und mit dunkler Stimme vorgetragene sowohl verstörende als auch berührende Düsterballade.




8. Janelle Monáe - Dance Apocalyptic

Janelle Monáes tolles, wenn auch überlanges aktuelles Album ist ein eklektischer Genremix von Soul und Doowop der 60er Jahre über 90s RnB bis hin zu superaktuell klingenden Nummern. Highlight ist das nostalgisch schmissige, in klanglicher Nachfolge zu Monáes Risenhit "Tightrope" von vor einigen Jahren stehende, jedes noch so lahme Tanzbein zum schwingen bringende "Dance Apocalyptic". It's the end of the world as we know it, but this sure feels fine.




7. Moonface - November 2011

Dojos hat ja erst Anfang dieses Monats das hervorragende aktuelle Album von Moonface hier bei adlerkuss vorgestellt.  Den Höhepunkt der nur von Spencer Krugs ergreifender Stimme und Klavier getragener Liedersammlung stellt das berührende und ungeheuer romantische "November 2011" dar, mit der wunderbaren und emphatisch vorgetragenen Liebeserklärung: "Baby we both know we are both crazy / And we both know that you can stay as long as you would like to stay". Dem ist wohl kaum noch einmal etwas hinzuzufügen.





6. ZAZ - On Ira

Die französische Neo-Chanteuse Isabelle Geffroy alias ZAZ hatte 2013 mit dem Album "Recto Verso"  ihr bisher erfolgreichstes Jahr mit Hitparadenplatzierungen in diversen europäischen Ländern (Deutsche Albumcharts: Rang 2 im Mai ) und das zurecht. "On Ira", eine groovend treibende Hymne auf die menschliche Vielfalt ist ein unglaublicher Ohrwurm, der zum Mitwippen zwingt und bei dem ZAZs mitreißende Stimme besonders gut zur Geltung kommt.








Freitag, 3. Januar 2014

Dojos' warme Platten: Moonface - Julia With Blue Jeans On

Bevor bei adlerkuss der Blick zurück aufs Vorjahr ansteht, hat Dojos noch eine warme Empfehlung:

Ein Konzeptalbum über eine Beziehung? Auf voller Länge nur mit Piano und Gesang? Klingt nach einem abgedroschenen Wagnis, auf das sich Spencer Krug da mit seinem Projekt "Moonface" eingelassen hat. Doch das Album  "Julia with Blue Jeans on" funktioniert. Vom ersten bis zum letzten Track.

Versöhnlich, fast wie leichte Filmmusik schleicht sich der Opener "Barbarian" ins Gehör. Krugs gnadenlose Selbstreflektion, die wie gewohnt nicht lange auf sich warten lässt, erzeugt in der ernsten Atmosphäre des Songs einen fast musicalhaften Sog. Dass so aufrichtige und doch überschwängliche Zeilen wie: "...i asked you where you want to be buried / and you asked me the name of the town where I was born." berühren, liegt auch an der Pianobegleitung, die sich immer wieder verschmitzt aus ihrer pathetischen Verantwortung befreit.

Krug kann "Everyone is Noah, everyone is the ark" singen, ohne die Tragweite zu zementieren und ohne Effekthascherei. Die Lyrics wirken wie spontan hingedacht, die Bilder die er damit öffnet, bezwingend, ohne an ihrer eigenen Schwere zu kollidieren: "I would like to be more for you than just a ghost, lighting up in the courtyard / sometimes i am an actual man standing perfectly still in the dark." heisst es etwa in "Love the House you're in."

Die Spannung hält sich auch deshalb auf Albumlänge aufrecht, weil Krug so gefährlich nah am Pathos singt, dass man ständig versucht ist, ihn dabei zu ertappen und irgendwann am Ende das Songs dann gebannt staunt, wie er sich doch wieder ganz beiläufig reinschleichen konnte.

"Julia with Blue Jeans on" transportiert mit naiver Spielfreude eine kolossale Schönheit. Es ist ein intimes Album, das es schafft, aufrichtig zu bleiben ohne zu nahe zu treten und zu berühren, ohne sich selbst zu überheben. Oder um es mit Krugs Worten zu sagen: "...and we will find a spot in the sun / Where we will let our hearts run wild / They will come back late / They will come back black / But then we'll hear black is back in Style." Vielleicht verhält sich das mit Konzeptalben ja ganz ähnlich.